Am 3. Oktober startet die offene Qualifikation für die ESL Wintermeisterschaft. Die Spieler beweisen dort in Counter-Strike: Global Offensive, League of Legends und FIFA 17 ihr Können. Viel zu tun für unseren Interviewpartner Christopher Flato - er ist PR-Manager bei der ESL.
Doch was macht eigentlich ein PR-Manager? Wir haben nachgefragt: Was verbirgt sich hinter dieser Berufsbezeichnung und welche Skills braucht ihr, um in der Branche erfolgreich zu sein?
Quelle: ESL Media
Anki: Was macht eigentlich ein PR-Manager?
Christopher: Die Aufgaben sind ziemlich breit gefächert. Du kümmerst dich in Unternehmen zunächst um traditionelle Pressearbeit. Der PR-Manager kümmert sich um alles, was mit der Betreuung der Pressekontakte zu tun hat. Das beinhaltet zum Beispiel das Schreiben von Pressemitteilungen. Du stehst als Ansprechpartner bei Fragen zur Verfügung und kümmerst dich sowohl telefonisch, als auch auf den Events um die Anliegen der Pressevertreter.
Du bereitest Interviews insbesondere für das Management des Unternehmens vor. Dafür arbeitest du Stichpunkte heraus, die dem jeweiligen Sprecher bei der Beantwortung der Fragen helfen und informierst ihn im Voraus bestmöglich über das gefragte Thema. Je nach Art des Interviews, sei es persönlich, telefonisch oder schriftlich, und dem jeweiligen Kenntnisstand des Interviewten fällt dieses „Briefing“ immer anders aus. Der Arbeitsaufwand hängt hier außerdem davon ab, wie gut die Person bereits über ein Thema informiert ist.
Anki: Wie wird man PR-Manager?
Christopher: Alles, was mit Kommunikations- bzw. Sprachwissenschaften zu tun hat, ist schon ein guter Weg, was das Studium bzw. die Ausbildung angeht. Wenn ich mich irgendwo als PR-Berater bewerbe, muss ich mich aber auch in der Branche, in der das Unternehmen tätig ist, gut auskennen. Ich könnte zum Beispiel nicht zu einem Krankenhaus gehen und sagen „Hallo, ich möchte hier gern Pressesprecher werden“, da ich mit der Branche an sich nicht viel zu tun habe. Der eSport war als Grundlage bei mir von Anfang an gegeben, da ich ja Bonjwa mitgegründet habe. Die Branchenkenntnis in dem Feld war bei mir also schon vorhanden. Ich selbst habe erst Sprachwissenschaften und Journalismus in Siegen studiert und war eher auf der journalistischen Seite. Nach dem Studium habe ich vier Jahre beim Weser Kurier gearbeitet und dann entschieden, dass ich auf „die andere Seite“ wechseln möchte, weil mir die PR-Branche sehr zugesagt hat.
Anki: Was für Skills sollte man neben der Ausbildung noch mitbringen?
Christopher: Eine extrovertierte Ausstrahlung und eine offene Persönlichkeit sind immer von Vorteil. Du darfst nicht sonderlich schüchtern sein und musst gut mit Worten umgehen können. Auch schriftlich solltest du versiert sein, um Pressemitteilungen zu verfassen, in denen nicht zu viele Rechtschreibfehler enthalten sind. Natürlich können Fehler immer passieren, aber insgesamt solltest du eine recht fehlerfreie Ausdrucksweise haben. Du musst sehr viel unter Druck agieren können. Gerade bei uns auf ESL-Events kommen zum Teil mehrere hundert Journalisten, die - manchmal auch alle gleichzeitig - etwas von einem wollen. In solchen Situationen muss man dann nach Prioritäten sortieren und die Abläufe planen können. Ganz wichtig ist dabei auf keinen Fall in Panik zu geraten. Bei uns kommen solche Events jeden Monat vor. Das kann schnell auf die Nieren gehen, wenn man dann jedes Mal im Chaos versinkt.
Christopher Flato studierte Sprachwissenschaften und Journalismus in Siegen. Der gebürtige Kölner arbeitete unter anderem bei Citroen und dem Weser Kurier. Er ist einer der Gründer von Bonjwa und war dort von 2013 an als Chefredakteur tätig. Seine Leidenschaft für den eSport und die Affinität zur PR-Branche brachten ihn 2015 schließlich zur ESL Germany.
Anki: Hast du aufgrund der ganzen Events überhaupt „klassische Arbeitszeiten“?
Christopher: Ja und Nein – Ich habe eine normale 40 Stunden-Woche und arbeite Vollzeit. Meine Arbeitszeit richtet sich allerdings nach den Journalisten, die meist ein bisschen später aufstehen. Mein Arbeitstag beginnt daher erst um 10 Uhr, weil vorher sowieso keiner der Kollegen wach ist. Bei Events an Wochenenden oder auch längeren Veranstaltungen innerhalb der Woche wird die Arbeitszeit in Ausgleichstage umgerechnet. Drei Tage ESL Köln ergeben also drei Tage, die ich mir innerhalb des Jahres freinehmen kann.
Anki: Was begeistert dich an deinem Job?
Christopher: Natürlich ist eSport an sich meine große Leidenschaft. Ein ganz großer Pluspunkt meiner Arbeit ist, dass ich in einer Branche arbeite, für die ich mich auch privat begeistere und nicht nach der Arbeit sage: „Damit will ich jetzt nichts mehr zu tun haben.“ Ich schaue mir auch privat abends gern noch eine ESL-Übertragung an. Ein weiterer schöner Aspekt an dem Job ist, dass man nicht nur im Büro sitzt, sondern über das Jahr verteilt auf Highlights (große Events) hinarbeitet und diese mitgestaltet. Ich organisiere dann zum Beispiel Presseräume und schreibe die Pitches und Pressemitteilungen für die Veranstaltungen. Diese Events sind für mich immer eine super Gelegenheit, um dem Büroalltag ein bisschen zu entkommen.
Anki: (Was) zockst du privat neben der Arbeit?
Christopher: Ja, ich spiele auch viel selbst. Ich glaube, wenn man nicht selbst zockt, ist man wahrscheinlich auch nicht besonders gut in dieser Branche aufgehoben. Derzeit spiele ich viel Starcraft und bin dort in der Master League. Ansonsten zocke ich gerade viel Rocket League, Guild Wars 2 - und wenn gar nichts mehr geht zum Entspannen eine Runde Minecraft. Genretechnisch bin ich da recht frei: es gibt kaum eine Art von Spiel, die ich gar nicht anfassen würde.
Anki: Hast du ein persönliches Highlight eines Events, welches dir besonders in Erinnerung bleibt?
Christopher: Die ESL One Cologne ist für mich immer ein Highlight, da ich auch privat gespannt bei Counter-Strike-Matches mitfiebere. In diesem Jahr gab es eine Situation, in der S1mple von Team Liquid einen double no scope (link is external) direkt hintereinander geschossen hat. Ich habe es leider nicht live gesehen, sondern war gerade unten in den Katakomben und habe mit einem Kollegen geredet. Auf einmal hörte es sich an als würde es ein Erdbeben geben, so sehr sind die Leute explodiert. Es gab ein richtiges Raunen durch die ganze Halle, welches bis unten in die Katakomben der Lanxess Arena hör- und spürbar war. Einfach imposant!
Dankeschön für das Interview!
Das Finale der Wintermeisterschaft könnt ihr übrigens am 27. und 28. November live im Landschaftspark Duisburg verfolgen! Alle weiteren Infos gibt es hier (link is external).