Indie goes eSport - Teil 1

Klein, aber oho: Elektronischen Wettkampf höchster Qualität erlauben nicht nur AAA-Titel wie Overwatch. Auch kleinere Spiele wissen uns auf und nach der gamescom zu begeistern und wir sagen euch warum!

Max | Zahard 13.09.16

Es gibt sie noch: Die kleinen Leute und Firmen, die abseits der riesigen Absatzmärkte moderner Spieleproduktionen Titel entwickeln, die nicht als Gelddruckmaschine des Publishers fungieren sollen. Games, die nicht als fünfzehnte Fortsetzung des Vorläufers die selben ausgetrampelten Wege gehen, welche bereits unzählige Produktionen genommen haben.

Indiegames sind besonders in den letzten Jahren wieder stark im Kommen und haben sich weit weg von CoD, Battlefield und Co. eine Marktnische geschaffen, die in stetigem Wachstum ist. Immer mehr Menschen widmen sich wieder kleineren Spielen, die zwar weniger Hochglanztechnik bieten, aber mit anderen Stärken auftrumpfen: Gameplay, Design und Ideen! Dass dieser Trend auch in den eSport drückt, ist umso erfreulicher, denn auch der digitale Wettkampf kann frische Ideen immer gebrauchen. Wir haben in den Tiefen der Indie-Szene gesucht und für euch vier vielversprechende Games gefunden, die alle Voraussetzungen mitbringen, um auch euch in ihre Ranglisten zu ziehen!

Tanki X

"Tanki X ist wie Counter Strike - nur mit Panzern" - Selten schaffen es Entwickler, ihr Spiel so schnell in einem Satz zu beschreiben - und so mutig! Dass die Mädels und Jungs von AlternativaPlatform sich dabei vor großen Konkurrenten wie Counter Strike und vor allem World of Tanks nicht verstecken müssen, durften sie uns bereits während und nach der gamescom zeigen.

Wer jetzt jedoch denkt, dass es sich um einen bloßen Klon des Klassenprimus handelt, irrt gewaltig! Beide Titel teilen sich das gleiche Thema - Panzerkämpfe -, haben ansonsten aber wenig gemein. Tanki X legt seinen Fokus nämlich nahezu exklusiv auf den Aspekt der Customization. Bei der Zusammenstellung des eigenen Tanks kann man neben optischen, auch die gameplaytechnischen Eigenschaften anpassen und nach Lust und Laune verändern. Ein fernkampforientiertes Railgun-Geschütz auf einem wuchtigen Untersatz in klassischer Camouflage-Lackierung? Kein Problem! Aber auch unzählige andere Varianten sind möglich.

Sämtliche Waffen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Wirkungsweise, Schaden und Reichweite, sondern beeinflussen auch aktiv die Möglichkeiten des Schützen. Es gibt auch die Waffen, die dich als Heiler oder Flammenwerfer aufs Schlachtfeld ziehen lassen und Schießen sogar komplett unmöglich machen. Kombiniert man dies mit den Untersätzen, die primär Trefferpunkte und Geschwindigkeit beeinflussen, bietet dieser Baukasten eingefleischten Panzerkommandeuren tatsächlich ungeahnte strategische Möglichkeiten. Mit der entsprechenden Balance könnte dies für wirklich interessante eSport-Partien sorgen!

Woran man sich jedoch erst gewöhnen muss: das Zielen. Im Gegensatz zu typischen Shootern verfügt man nämlich nicht über ein eigenes Fadenkreuz! Vielmehr wird die Zielrichtung durch Position und Winkel des Untersatzes und Ausrichtung des Geschützturms bestimmt. Klingt ungewöhnlich und ist es auch, aber nach wenigen Runden gewöhnt man sich an die Steuerung. Dass mechanische Skills damit aber eher weniger entscheidend sind, macht Taktik umso wichtiger. Besonders auf höheren Leveln spielt neben Aufbau des Teams auch die Bewegung und Position der gesamten Mannschaft auf dem Feld eine entscheidende Rolle und bestimmen über Sieg oder Niederlage.

Wie sich dieses Spiel weiterentwickelt, wird sich noch zeigen müssen, da besonders hinter der alles entscheidenen Balance noch ein großes Fragezeichen steht. Ansonsten wissen Gameplay, Technik und Anpassungsmöglichkeiten bereits jetzt zu gefallen und sollten dem Game definitiv eine kleine Nische im Panzergenre sichern. Interessierte Generäle dürfen ab dem 15. September in die offene Beta (link is external) stürmen und sich selbst ein Bild machen.

Planet of Heroes

Mobilgaming und eSport - das schien bisher eher schlecht als recht zu funktionieren. Zu anspruchslos und kurzweilig schienen die meisten potentiellen Titel. Auch wenn das Rezept funktionierte, wie unter anderem Vain Glory zeigen konnte, waren die Spiele für unterwegs eher ungeeignet. Umso ambitionierter scheint der Plan der Entwickler bei Fast Forward Studios. Sie wollen ein Moba entwickeln, das auch unterwegs eSport-Gameplay bietet und dabei im Durchschnitt nicht länger als 7 Minuten dauert. Wie gut das klappt? Wir haben es getestet!

Wie so oft bei mobilen Games für's Smartphone entfällt der größte Teil der Skepsis auf die Steuerung. Ein vollwertiges Moba lediglich gesteuert über den begrenzten Touchscreen? Das klingt eher fummelig als gut kontrollierbar. Jedoch kann man für diesen Aspekt bereits Entwarnung geben. Die im Announcement-Trailer versprochene Steuerung, die mit nur 2 Fingern (Daumen) funktioniert, ist tatsächlich genauso simpel wie gut kontrollierbar. Natürlich ist die Präzision nicht mit Tastatur und Maus vergleichbar, aber für ein Mobile Game ist sie definitiv ein deutlicher Sprung nach vorne im Vergleich zu anderen Vertretern.

Der wahre Knaller für Moba-Fans ist und bleibt aber das Gameplay. Wie die Leute von Fast Forward Studios es schaffen, wesentliche Kernelemente großer Vertreter wie LoL oder Dota auf die kleinen Bildschirme zu bannen, ist preisverdächtig. Lanes, Minions und Jungle sind in vollem Umfang im Spiel enthalten und ermöglichen selbst in der kurzen Zeit - wie erwähnt im Durchschnitt nur 7 Minuten! - ein vollwertiges Spiel, mit Stärkungskurve, Teamfights und Farmen. Lediglich Baracks bzw. Inhibitoren sind angesichts der kurzen Spieldauer dem Rotstift zum Opfer gefallen, werden aber in keiner Weise vermisst. Dass der Kauf von Items genauso wenig möglich ist, tut dem Spielspaß ebenfalls keinen Abbruch.

Genauso wenig schmerzt der bisher noch überschaubare Charakter-Pool. Lediglich acht Helden stehen bisher zur Auswahl und unterteilen sich grob in Tanks, Dps und Supports. Dass in Zukunft neue Helden dazu kommen werden, kann als gesichert angenommen werden. Ebenso sicher ist die optionale Möglichkeit, Skins für die eigenen Heroen zu erwerben oder durch bestimmte Leistungen zu verdienen. Für einen f2p-Titel vollkommen normal.

Dass Planet of Heroes bereits jetzt einen rundum guten Eindruck macht, ist angesichts der Flaute ernstzunehmender eSport-Mobilgames erfreulich. Sollten Balance und Performance stimmen, könnte das Spiel zu einem echten Geheimtipp für Wettkampfsüchtige auf Achse werden. Ob die allerdings hierzulande dünnen Datenvolumen vieler Nutzer dem Game über längere Dauer standhalten, ohne eine Drosselung einzufahren, bleibt jedoch abzuwarten. Ebenso sind Serverstabilität und Akkuverbrauch noch nicht absehbar, waren aber während der Closed Pre-Alpha kein Hindernis.

Abschließen möchte ich mit etwas, dass mir Entwicklerin Anna Buenafe während des ersten Anspielens auf der gamescom erzählt hat: "Wir als Entwickler sind alle leidenschaftliche Gamer. Aber wir haben alle Partner, Kinder, Familien. Da bleibt wenig Zeit für unsere Gaming-Leidenschaft. Daher wollen wir ein Spiel schaffen, das uns genau das bietet, wofür wir im Alltag kaum noch Platz haben. Man könnte sagen, wir entwickeln dieses Spiel auch für uns.". Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist ihnen zu wünschen! Seit dem 30. August läuft eine erste Closed Alpha für die sich jeder anmelden und bewerben kann. Moba-Fans sollten definitiv vorbeischauen.

Die beiden verbleibendenen Titel findet ihr in der zweiten Ausgabe von Indiegames go eSport!

Welche Indiegames würdet ihr interessierten eSportlern empfehlen?

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Autor: Max | Zahard

Als Student aus Leidenschaft schimpft man mich Redakteur in den Diensten Bonjwas. Meine eSport-Karriere begann mit der Spielzeug-Raserei Trackmania Nations vor ungefähr 7 Jahren und fokussiert sich momentan zu 100% auf Overwatch. Ein Game für die Götter :3

Außerdem zock ich leidenschaftlich Victoria 2 und Europa Universalis 4.

14. September 2016 - 10:57
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Frostl
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02.11.2017 - 12:34
15.11.13
61

"Tanki X ist wie Counter Strike - nur mit Panzern", Selten bin ich durch eine einzige Zeile sofort von einem Spiel begeistert gewesen. Werde mir die Beta mal ansehen.

14. September 2016 - 23:59
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Zahard
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15.04.2018 - 18:31
26.11.13
189

Solltest du definitiv machen. Das Spiel bietet momentan primär casual play, aber die Entwickler haben einen ranked mode für die Zukunft bestätigt, sobald die Balance geregelt ist. Klingt fair, finde ich.