Dass eSport enormen Stress auslösen kann, hat wohl jeder Gamer schon am eigenen Körper erlebt. Angefangen von der Konzentration, eine Buildorder bei Starcraft II möglichst perfekt auszuführen, über die unzähligen Entscheidungen im weiteren Verlauf eines Spiels, die innerhalb von Sekundenbruchteilen getroffen werden müssen, bis hin zu rasendem Puls und spürbarer Anspannung nach einer besonders engen Partie. „Ein gewisser Stresspegel ist sogar förderlich im Sport“, so Kevin Rudolf von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Er schärft die Sinne und erhöht die Reaktionsfähigkeit „Nimmt er allerdings Überhand, neigt der Sportler zu Unkonzentriertheit. Falsche Entscheidungen können die Folge sein.“ Ein Szenario, dass sich vor allem Profispieler nicht leisten können.
Stressiger eSport
Rudolf testete deshalb die Veränderung des Cortisolgehalts im Speichel der einzelnen Athleten des CS:GO-Teams der Playing Ducks im Verlauf einer Turniersituation. Cortisol gilt als klassischer Indikator, es wird bei Stress vermehrt freigesetzt. Eine Veränderung der Konzentration von Cortisol-Hormonen gibt Aufschluss über das Stresslevel der Athleten. Ziel war es, eine umfassende Analyse der psychischen Anforderungen von eSportlern zu gewinnen. Playing-Ducks-Teamgründer Thorsten Mohr erhofft sich von den Ergebnissen konkrete Empfehlungen für das zukünftige Training „Wir versuchen die Trainingspläne komplett umzustellen, die Ernährung komplett umzustellen und mehr Sport einzusetzen, aktiven Sport wie Laufen, Schwimmen.“
Ganz entspannt im Interview mit Sport1: Thorsten Mohr, Gründer der Playing Ducks
Quelle: sport1.de
Von Mäusen und Menschen
Bewiesen ist inzwischen der positive Effekt von Sport, insbesondere Ausdauersport für psychische Leiden wie Konzentrationsstörungen und Stressanfälligkeit. "Unser neuer Ansatz lautet: Den Menschen tut es auch psychisch gut, Sport zu treiben“, so Stefan Schneider, Neurowissenschaftler von der Sporthochschule Köln gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Doch wie funktioniert das konkret? Bei mehrwöchigem Ausdauertraining produziert der Körper das Protein PGC-1a1. Neue Untersuchungen zeigen, dass es Menschen offenbar stressresistenter macht. Neurowissenschaftler des Karolinska Instituts in Stockholm wiesen das 2014 in einer Studie mit Labormäusen nach, die sie zunächst mit Geräuschen und Blinklicht gezielt um den Schlaf brachten. Die Tiere zeigten daraufhin Symptome einer Depression. Eine Vergleichsgruppe, die besonders viel des Proteins PGC-1a1 im Blut hatte, war gegen die Störungen immun und blieb gesund.
Zocken mit Herz
Neben anderen Faktoren entscheidet also vor allem der körperliche Zustand der Athleten darüber, wie schnell sie ihren Stresslevel aktiv senken können. Ein wichtiger Indikator hierbei ist die so genannte Herzratenvariabilität (HRV), die Aufschluss über die Fähigkeit gibt, die Frequenz des Herzrhythmus aktiv zu verändern. Ein gesunder Organismus passt die Herzschlagrate beständig aktuellen Erfordernissen an. Körperliche Aktivität aber auch Stress haben in der Regel eine deutliche Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge, die bei Entspannung normalerweise wieder zurückgeht. Chronischer Stress, beispielsweise infolge dauerhafter Trainingsbelastungen von eSportlern, kann diese Anpassungsfähigkeit einschränken. Die Herzfrequenz verbleibt dann dauerhaft auf einem erhöhten Niveau.
Gesundheitsrisiko
Das wiederum kann sich kurzfristig auf die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit am Rechner auswirken. Langfristig drohen eine erhöhte Infektanfälligkeit, Bluthochdruck, Gewichtszunahme, Diabetes, schwindende Muskelmasse, Hörsturz oder Schlafstörungen. Ein Überschuss des Stresshormons Cortisol führt zudem zu einer erhöhten Kalziumausscheidung, was beispielsweise das Risiko für Osteoporose steigert. Gesundheitsrisiken für eSportler zeigte der Sportbiologe Dominic Micklewright von der Universität Essex im Rahmen einer Untersuchung für die BBC auf. Er wies bei einem eSportler, der äußerlich gesund und schlank wirkte, Lungenfunktionswerte und das aerobe Fitnesslevel eines 60-jährigen Kettenrauchers nach.
Rauchzeichen, die bis in den Koprulu-Sektor wirken.
Quelle: davidblum.hc
Die richtige Mischung
Auch aufgrund solch erschreckender Extrembeispiele findet in der Szene, vor allem in den USA und Südkorea, inzwischen immer mehr ein Umdenken statt. Regulärer Sport und aktive Pausen werden immer selbstverständlicher Bestandteil der normalen Trainingspläne für eSportler. Nicht zuletzt, um die Stressanfälligkeit der Athleten zu reduzieren. Ausgerechnet im Breitensport ist man auf diesem Gebiet seit geraumer Zeit schon weiter. Eine Studie der ESL zeigte bereits 2011, dass über 60 Prozent der deutsche eSportler für ihre Gesundheit mindestens zweimal pro Woche Sport treiben. Hier setzt auch die Initiative Verantwortungsvolles Gaming von bonjwa an: Wer verantwortungsbewusst eSport treibt, reduziert nicht nur sein gesundheitliches Risiko, er zockt auch wesentlich entspannter, konzentrierter und nicht zuletzt erfolgreicher.
Ich habe vor ein paar Wochen auch endlich wieder angefangen, regelmäßig Sport zu machen und muss sagen, es hilft wirklich beim entspannen. Wie Gino in einem NiA gesagt hat: Spielen ist super, solange man für Ausgleich sorgt. Und das kann ich nur bestätigen.
Zusätzlich Tage einführen, an denen man gar nicht erst länger am Rechner sitzt, wenn möglich, ist meiner Erfahrung nach sogar noch besser. Wenn man sich mal wieder aufregt, weil man nur verliert und nichts so läuft, wie man sich das vorstellt, geht nichts über ein, zwei Tage an denen man sich ein bisschen verausgabt und Abstand von der Flimmerkiste bekommt. Danach macht das Spielen auch wieder viel mehr Spaß. :)
Andersherum gilt das bestimmt auch: Wer viel Sport macht, brauch auch Tage, an denen er einfach mal nichs macht und sich ausruht. Ausgleich eben.